Es ist Samstagnachmittag der 2. Dezember. Eine kalte Bise zieht über das Bödeli, feine Schneeflöckchen wirbeln herum, die Strassen sind glatt und rutschig. Die Menschen eilen noch von Geschäft zu Geschäft, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen, die ersten Weihnachtsbäume werden gekauft, die Schlange am Glühweinstand ist lang, die Zündschnur der Menschen dafür etwas kürzer.

Später dunkelt es langsam ein, die Geschäfte schliessen, die Weihnachtsbeleuchtung geht an und erwärmt die Gemüter. Die Bise verschwindet, die Schneeflocken werden grösser und grösser und die Gegend wird mehr und mehr von Schnee bedeckt. Eine entschleunigende Ruhe entsteht. Ruhe? Wer gut aufgepasst hat, hat gehört, dass wir heute Abend unser Winterkonzert haben dürfen. Zwischen 19.30 und 19.59 Uhr vermehren sich die Schritte durch den Schnee zur Kirche Unterseen. Leise knirscht es unter den Schuhen und jeder ist froh, in der Kirche wieder an der Wärme zu sein. Punkt 20.00 Uhr startet Dominic Roth, einer unserer Nachwuchsdirigenten, mit seinem Konzertmarsch «Arsenal» den Abend mit uns. Sofort ist die Kirche mit unserem vollen Konzertklang gefüllt und der Konzertabend ist ganz klar eröffnet.

Wir durften an diesem Abend zwei Ehrengäste begrüssen: Luana Menoud-Baldi, Präsidentin des schweizerischen Blasmusikverbands SBV sowie Claude Muller, Ehrenpräsident des Bernisch Kantonalen Musikverbandes. Wir danken euch herzlich für eure Bereitschaft unser Konzert zu besuchen!

Heinz Käser hat uns ganz wunderbar durch den Abend geführt. Er hat dem Publikum Eckdaten zu den Stücken wie auch zu unseren Nachwuchsdirigenten, der Jugendmusiken sowie zu uns erklärt und beschrieben. Gleich zu unserem zweiten Stück, «Fields of honour» von Thierry Deleruyelle, gab es eine Menge zu beschreiben. Im Stück geht es um die Schlacht an der Somme im ersten Weltkrieg und das Stück war ausserdem unser Selbstwahlstück an den oberländischen Musiktagen in Zweisimmen dieses Jahr, wo wir den ersten Rang im Konzertvortrag erreichen konnten.

Die Schlacht war deutlich zu hören, aber nicht nur der Krieg und der Tod, sondern auch die Trauer und die Hoffnung auf ein Ende. Am Ende des Stückes, verklang der letzte Ton im grossen schönen Kirchenschiff und es brauchte noch einen kurzen Moment, bis das Publikum applaudieren konnte. Wir konnten die Menschen mit unserer Interpretation sehr berühren.

Für ein bisschen leichtere Kost sorgte das nächste Stück «von guten Mächten», dann ging es aber gleich weiter mit einem grossen Stück «Legend of a mountain». Die Geschichte um ein nichteingehaltenes Versprechen beginnt mit einer düsteren Einleitung, gefolgt von einem heiteren Thema, geht weiter mit turbulenten Passagen und aggressiven Themen mit viel Geschrei von uns und endet mit einem dramatischen Höhepunkt.

Dann stand wieder jemand anderes als unser Dirigent Bruno Aemmer vor dem Orchester. Dieses Mal war es Ilya Jenni, unser zweiter Nachwuchsdirigent. Beide haben in diesem Herbst mit der Ausbildung begonnen und proben seither auch regelmässig mit uns, wenden das Gelernte an und fordern uns. Ilya hat mit uns das Stück «Of lakes and mountains» einstudiert und präsentiert dieses an diesem Konzertabend. Der fulminante Schluss hinterlässt ein Statement in der Kirche. Ein Statement, dass wir mit unseren beiden Nachwuchsdirigenten auf absolut richtigem Weg sind und wir uns auf die Zukunft mit euch freuen!

Weiter ging es mit dem «Grand march». Wie es Heinz Käser so schön beschrieb: A Grand march from and for a grand orchestra. 64 Musikanten sassen an diesem Abend auf der Bühne und füllten auch mit dem zweiten Konzertmarsch die Kirche mit grossartigem Klang aus.

Schliesslich wurde es auch noch etwas weihnächtlich und groovig mit «Rudolph the red nosed reindeer», gefolgt vom Vater Unser auf Suaheli «Baba yetu» als erste Zugabe. Den Abschluss des Konzertes machten wir traditionell mit «Stille Nacht» und entliessen unsere Konzertbesucher wieder in die Kalte Nacht nach draussen. Aber dort wartete, ebenfalls traditionell, noch ein Becher Glühwein oder Punsch, wo wir gemeinsam auf den gelungenen Abend anstossen konnten.

Um es mit den Worten von Luana Menoud-Baldi zu beschreiben: Wir hoffen, wir konnten euch «berühren».

Alé Aemmer, Perkussion und Marketing

 

Musikverein Interlaken Unterseen

3800 Interlaken