Mit Freude nehme ich Sie mit, an die Berner Oberländischen Musiktage 2023.
Unsere Reise begann lange bevor wir Zweisimmen erreicht haben. Unser Ziel: Mit den üblichen Verdächtigen in der 2. Stärkeklasse Harmonie mithalten können. Es erforderte eine intensive und ausdauernde Vorbereitung, um unsere Stücke musikalisch einstudieren und perfektionieren zu können. 22 Gesamtproben, 1 Probeweekend, das Teekonzert inkl. Hauptprobe, unser erfolgreiches Sommerkonzert inkl. Hauptprobe sowie 2 Marschmusikproben. Die Wettervorhersage für Zweisimmen meinte: bewölkt, gelegentliche Duschen, angenehme Temperaturen. Dann kam der Tag, an dem alles zusammenpasste.

Es war der Sonntag, 11. Juni 2023. 07.00 Uhr Treffpunkt mit ernstzunehmendem Bedürfnis nach Kaffee. 07.34 Uhr Abfahrt des Zuges ab Interlaken West in Richtung Spiez auf Gleis 1. Umsteigen in Spiez. 08.12 Uhr Abfahrt des Zuges in Richtung Zweisimmen ab Gleis 3AB, begleitet von ersten knurrenden Mägen. Ja, so detailliert erfolgt jeweils die Organisation unserer Anlässe – danke den jeweiligen Verantwortlichen! 
Zurück nach Zweisimmen. Nach der Ankunft hinterlegten wir unser Gepäck im Instrumentendepot der Schulanlage. Bis 10.00 Uhr fand der Empfang sämtlicher Vereine und Veteranen bei der Simmental Arena statt. Die frischgebackenen Züpfen und das Brot konnte man von weit her riechen und die Auswahl der einheimischen Käsesorten war beeindruckend und äusserst genussvoll. Ein Highlight an jedem Musiktag, dazu darf ein Glas Wein natürlich nicht fehlen. 
By the way: das Wetter zeigte sich bereits am Morgen mit einem klaren Himmel und es war kurz gesagt: sonnig und heiss. Zumindest aus Sicht der Schreibenden. Nach dem Empfang hiess es, warten… Warten auf das Mittagessen. Aber nun gut, wie sagt man so schön: „Wartezeit ist geschenkte Zeit.“ Wir konnten diese für Gespräche, ein gemütliches Zusammensein und schliesslich auch für das Lauschen von Konzertvorträgen der anderen Vereine nutzen. 
Nach dem Mittagessen trafen wir uns im Ref. Kirchgemeindehaus. Geplant war, dass wir von 13.40 Uhr bis 14.15 Uhr einspielen und unsere zwei Konzertstücke anspielen können. Aufgrund vorgängiger Verspätungen reichte es allerdings gerade Mal fürs Einspielen und Einstimmen – aber immerhin, das ist schliesslich ein wichtiger Teil. Um 14.30 Uhr betraten wir dann die Reformierte Kirche, richteten uns auf der knapp bemessenen Bühne ein und spielten als letzte Formation das Aufgabenstück „A Century of Music“ sowie unser Selbstwahlstück „Fields of Honour“. 
Die Kirche war voll mit Zuhörerinnen und Zuhörern, auch aus den Reihen unserer Mitstreiter. Die Nervosität, aber damit auch die Konzentration, stiegen entsprechend an. Mit dem Choral 28 konnten wir uns mit der Akustik der Kirche vertraut machen, welche ungewohnt war. Wir liessen uns durch die Umstände aber weder beirren noch beeindrucken und spielten die beiden Stücke genau so wie wir sie eingeübt haben. 

Anschliessend eilten wir zurück zum Depot, holten unsere Marschmusikausrüstung und marschierten mit zügigem Gang zur Bahnhofstrasse. Die Herausforderungen bei der Marschmusik bestanden darin, dass einerseits die Strecke kürzer war als unser Stück „Vivat Lucerna“, wir also mitten im Stück, alle an demselben Ort, anhalten aber weiterspielen mussten und wir andererseits unsere Marschmusikperformance vor nicht allzu langer Zeit auf die neue Spielführung ausgerichtet haben. 
Es stellte sich demnach die Frage, ob wir uns mit den gegebenen „neuen Verkehrsführungen“ zurechtfinden werden. Und ja, das haben wir. Die Zuschauer auf den Strassenseiten haben dies zumindest mit Applaus bestätigt. Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt, als wir auf dem Fussballplatz auf den Gesamtchor, die Veteranenehrung und insbesondere die Rangverkündigung warteten. 
Eröffnet wurde dieser Teil des Musiktages von den Tambouren, Ehrendamen und Fahnenträgern mit einer Ehrenrunde um die gesamte Musikformation. Um 17.20 Uhr spielten wir gemeinsam mit sämtlichen Teilnehmenden des Tages die Stücke „Simmental“, „Of Lakes and Mountains“, „Mountain Wind“ und „Alter Bernermarsch“. VIPs, welche diese Musiktage überhaupt möglich machen, hielten ihre Ansprachen und die Veteranen, darunter unsere Vereinsmitglieder Ueli Brawand und Werner Häsler, wurden geehrt – herzliche Gratulation! 

Dann begann die Rangverkündigung der Konzertvorträge und unsere (An-)Spannung stieg weiter:
„Im 4. Rang… Musikgesellschaft Allmendingen/Thun“ – Wir waren nicht die Letzten!
„Im 3. Rang… Musikgesellschaft Wimmis“ – Ein respektabler Platz.
„Im 2. Rang… Musikgesellschaft Gstaad“ – Skepsis. Zögern. Warten.
„Im 1. Rang… Musikverein Interlaken-Unterseen“

In diesem Moment fielen wir unter sämtlichen Teilnehmenden wohl nicht wie gewohnt durch unser gelbes Gilet auf, sondern nach dem ersten Erstaunen vielmehr durch den Jubel und unsere Freude, welcher wir freien Lauf liessen. Dieser Moment! Unglaublich und unvergesslich. Aber damit nicht genug, wir durften uns auch bei der Rangverkündigung der Marschmusik freuen, denn wir haben die Herausforderungen gemeinsam gemeistert und es mit nur knappem Punkterückstand in den 2. Rang geschafft. 
Noch voller Adrenalin und einem Hauch von Ungläubigkeit mussten wir uns auf den Heimweg begeben. Im Instrumentendepot packten wir rasch unsere sieben Sachen und eilten zum Zug. Dank der schnellen Reaktion von einigen Mitgliedern, konnten wir auf dem Weg zurück nach Interlaken sogar noch gemeinsam auf uns anstossen.
Einige von uns liessen es sich nicht nehmen nach Ankunft in Interlaken gemeinsam im 3a ein feines Nachtessen zu sich zu nehmen, und den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.

Jetzt aber zum eigentlich Wichtigsten. Der Dank und die Anerkennung gebühren…
…Bruno, für sein Engagement und seine musikalische Lei(s)tung für den MVIU.
…Carola, für ihre Bereitschaft, mit uns die neue Spielführung einzustudieren sowie ihre erfolgreiche Marschmusikführung.
…Dem Vorstand und der Musikkommission für ihre Arbeit, die den MVIU nicht nur in musikalischer Hinsicht erfolgreich macht.
…Den jeweiligen Organisatoren aus unseren Reihen, für ihren Einsatz, damit wir an solchen Momenten teilhaben dürfen.
…Allen Mitgliedern, die aus zwei Vereinen ein Team geformt haben und stets ihr Bestes geben.

Nun hoffe ich, dass Sie für einen kurzen Augenblick mit uns in das emotionale und unvergessliche Erlebnis der Berner Oberländischen Musiktage 2023 in Zweisimmen eintauchen konnten.
Melanie Häsler, Oboe

Musikverein Interlaken Unterseen

3800 Interlaken